Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/237

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Schwulst für Erhabenheit, abgeschmackte Bilder, Gleichnisse und Anthithesen für den Ausdruck wahrer Empfindungen und Leidenschaften verkauft.


Dreyzehntes Kapitel.
Ueber die sogenannten Cours d’amours, und andere gesellige Unterhaltungen, zu denen die Liebe den Stoff geliefert hat.

Mit der Poesie, besonders mit der erotischen, stehen die sogenannten Cours d’amours, Cours amoureuses, Parlamens d’amours in Verbindung. Sie verdienen eine nähere Untersuchung, weil man so viel über sie geschrieben, so viel aus ihnen hergeleitet hat, ohne hinlängliche Kenntnisse von ihrer Einrichtung und Bestimmung zu haben.

Man setzt ihre Entstehung in das zwölfte Jahrhundert, aber ohne allen hinreichenden Beweis. In den Werken der Troubadours kommt keine Spur wirklich angeordneter Gerichtshöfe der Liebe vor. Diese Dichter warfen zuweilen Zweifel über die Pflichten der Liebe auf, oder untersuchten den Werth, den gewisse Gesinnungen oder Handlungen in Rücksicht auf Vollkommenheit der Liebe hatten: Sie vertheidigten die eine oder die andere Meinung gegen einen andern Troubadour, den sie in ihren Gedichten redend einführten, und riefen am Ende ihrer poetischen Komposition eine oder mehrere vornehme Damen zu Schiedsrichterinnen auf. [1] Aber


  1. Millot hist. des Troubadours T. 2. p. 105. Article Savary de Mauléon.