Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/264

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zur Erhöhung der Freuden eines geselligen und kontemplativen Lebens. Der Spanier, der heimlich neben einer gröberen Sinnlichkeit die Befriedigung seines geistigen Stolzes suchte, gab seiner Liebe den Schein einer auf Heldenmuth im Dulden und Handeln beruhenden Leidenschaft.

Die nördlichen Nationen nahmen von der Galanterie der Spanier und Franzosen eine Mischung an, die sie noch mit einigen Eigenthümlichkeiten ihres Nationalcharakters vermischten. Die Liebe als eine auf Ruhmbegierde gebauete Leidenschaft zu betrachten, welche Sinnlichkeit nicht ausschloß, aber ihre Befriedigung auch nicht wesentlich voraussetzte, und die gesellige Unterhaltung beförderte, scheint die gewöhnlichste Ansicht an den Höfen Johannes des Zweyten, Carls des Sechsten und Siebenten in Frankreich gewesen zu seyn. Aber auch damahls schon zeigt sich in diesem Reiche die eitle Anmaßung, durch die Galanterie und mit der Gunst der Damen zu glänzen.

Franz der Erste zog die Damen seines Hofes öfterer in Gesellschaft, und unter ihm nimmt die Galanterie den unsichern schwankenden Charakter an, der den Regenten bezeichnete. Sie war zu gleicher Zeit edel und verworfen, kriegerisch und gesellig, ernsthaft und spielend. Man trifft Eifersucht, Haß, Rache, schreckliche Verbrechen, Heldenthaten und Verschwörungen im Gefolge der Liebe an, und dann erscheint sie wieder als ein petrarchischer Beschauungshang, oder als die Beförderin geselliger Freuden.

Unter Heinrich dem Vierten hatte sie nur diese letzte Bestimmung, und die Sinnlichkeit nahm sich nicht einmahl