Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/38

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Siebentes Kapitel.
Spuren der Rittergalanterie unter den Persern und Arabern.

Wenn man den Geist der Rittergalanterie darin setzt, daß die Achtung des zärteren Geschlechts, oder wenigstens die Begierde, sich vor dessen Augen auszuzeichnen, unmittelbarer Anreitz zu Heldenthaten für den Abentheurer gewesen sey: daß dieser zu Ehren der Schönen Zweykämpfe aufgesucht, Unholde bekämpft, den Preis in Tournieren davon getragen habe: und daß er endlich die Hingebung für seine Gebieterin mit einer Art von ceremoniöser Anbetung öffentlich zu erkennen gegeben habe; so wird man von dieser Galanterie sehr wenig oder gar keine Spuren bey den Orientalern finden.

Jene Vereinigung von kriegerischem Muthe mit sinnlicher Liebe, wovon die älteren arabischen Gedichte zeugen, können für keine Rittergalanterie gehalten werden. Man findet sie bey allen nomadischen Völkern wieder, welche die erste Stufe der Kultur verlassen haben.

Dasjenige, was Herbelot unter dem Artikel Motassem anführt, verdiente eher hierher gezogen zu werden. Eine Frau von der Familie der Abassiden ward von einem griechischen Ritter entführt. Sie rief aus: Motassem, hilf mir! Der Entführer antwortete aus Spott: Da kommt er auf seinem Schecken! und führte sie mit sich weg. Man hinterbrachte dem Motassem diese Geschichte. Er schwur, das Weib zu erretten, und hielt Wort. – Allein dieser durch den