Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/56

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Weiber, die unsers liebenden Antheils, unserer Bewunderung so würdig sind, den Lorma’s, Dar – Thulas, den Cuthonas und Minonas weichen müssen?

Mit mehrerem Anscheine würden die Sagen der Nordländer für den ersten Ursprung der Galanterie in diesen Gegenden angeführt werden können, wenn ihr Alter höher hinaufgesetzt werden möchte. [1] Aber es ist jetzt ausgemacht genug, daß sie aus einer Zeit herrühren, worin diese Insel schon mit dem übrigen Europa in Verbindung stand, und den romantischen Geschmack von diesem bereits angenommen hatte. [2]

Doch! gesetzt, diese Sagen wären völlig glaubwürdig; gesetzt, sie reichten wirklich in die Zeiten hinauf, worin die Normänner durch ihre Streifereyen noch nicht mit den romantischen Ideen bekannt waren, die im südlichen Europa herrschten; wie wenig gallant, ja! wie grausam in ihrer Behandlung des weiblichen Geschlechts zeigen sich nicht eben diese Normänner überall, wo sie in der früheren Geschichte erscheinen? [3] Und was können dann jene einzelnen Sagen beweisen? Weiter nichts,


  1. Dahin gehören die Erzählungen von Regner Ladbrog, Prinzen von Dännemark, und von Harald mit den schönen Haaren, beym Mallet introd. dans l’histoire de Dannemarc chap. 12. p. 293. Edit. de Geneve 1763. in 12.
  2. Herrn Hofraths Eichhorn Allgemeine Geschichte der Kultur und Litteratur, erster Band. S. 251. u. ff.
  3. Als Beyspiele mögen Königs Magnus Laduläs Weiberfriede gegen die in Schweden so häufigen Entführungen, und die ebendaselbst hergebrachten Brautbegleiter dienen, welche das junge Ehepaar bewaffnet zur Kirche hin und zurückführen, und vor der Kirche Wache halten mußten, weil die Entführungen junger Frauenzimmer so häufig waren.