Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/082

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zusammengepreßten Zähne und maß ihn dabei mit einem erhaben verächtlichen Blick.

„Eine sehr schlaue Theorie: sich alle Rechte anzumaßen, das Geld mit einbegriffen, und uns gnädigst alle Pflichten und Lasten zu überlassen,“ spottete unbarmherzig der Alte, während er Karten gab.

Sie erwiderte kein Wort mehr; erst als er sich wieder in das Spiel vertieft hatte, dämpfte sie ihre Stimme und sprach, indem sie ängstlich nach ihm hinschaute:

„Das Leben des Weibes ist ewige Sklaverei, ein Leben von Geistern, die in Tieren wohnen müssen, ein Golgatha ohne Ende!“

Miß Ellen, die sich eben voller Scheu näher an sie herangesetzt hatte, sagte darauf mit ihrer leisen, öligen Stimme:

„Die Dankbarkeit des Weibes bewacht und erheitert den Mann und mästet seine Glieder.“

„Elendes Gewäsch von Kameltreibern; du wiederholst es wie ein Phonograph.“

Dolly sprang ärgerlich auf, denn Ellen hatte die Gewohnheit, oft und ohne Grund die Hand zu erheben und mit salbungsvoller Stimme das erste beste Zitat herzusagen.

„Wenn dies auch eine wunderbar treffende Definition des Verhältnisses zwischen Mann und Weib ist … ‚Sie erfreut ihn und mästet seine Glieder‘. Ja, nur darum geht es Euch in der Ehe, nur darum,“ fügte sie mit Kraft hinzu.

Doch Zenon ließ sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen, er beeilte sich gar nicht, die Männer in

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/082&oldid=- (Version vom 1.8.2018)