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sank in einen Stuhl, denn es erscholl ganz nah das erschütternde Brüllen des Panthers.

Zenon eilte auf den Flur hinaus, – es war ihm, als hätte Bagh direkt vor seiner Tür gebrüllt, doch der Gang war ganz leer.

„Er scheint im Käfig zu brüllen, – vielleicht ist er hungrig!“ erklärte er und bemühte sich, ruhig zu bleiben.

„Nein, nein, darin muß irgendein Zeichen der Verständigung sein; denn übrigens: weiß ich, ob Bagh nur ein Tier ist? Ich weiß nicht …“

„Was ist er denn sonst? Doch nicht etwa gar Baphomet selbst?“ rief Zenon höhnend.

„Still, still … Unseliger, du kannst nicht wissen, ob dieser Name, so ausgesprochen, nicht in diesem Augenblick jemand den Tod bringen, Unglück oder Krankheit bedeuten könnte.“

„Ja, was denn, er nimmt ihn auf die Hörner und trägt ihn auf den Blocksberg?“ spottete Zenon boshaft.

Alles ist ein schreckliches Geheimnis. Rings um uns ist Dunkel, in dem die Angst und der ewige Tod lauern. Es gibt tötende Worte, es gibt Namen, bei deren Klange Welten in Staub zerfallen, es gibt Wünsche, die ohne unseren Willen in Erfüllung gehen, es gibt Gedanken, von denen die Bewegung der Sterne abhängt. Wir irren tastend im ewigen Dunkel, als wären wir blind von Geburt, und klammern uns in verzweifelten: Glauben an Staub und rufen mit großer Stimme: Es gibt nichts außer unserer blinden Torheit! Doch die Welt wird einst

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)