Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/204

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„Du irrst dich …“ Zenon unterdrückte noch auf den Lippen ihren Namen.

„Ich glaub’ aber doch … Du kennst nicht die ganze Macht ihres Willens, weißt nicht, wer sie ist, du ahnst es nicht einmal!“

„Reden wir offen, du nimmst an, daß Daisy einen zauberischen Bann auf mich ausübt?“ lachte Zenon spöttisch.

„Ich bin dessen sicher,“ entgegnete Yoe hart und entschieden.

„Wenn du’s weißt, dann könntest du mir mit gleicher Sicherheit erklären, weshalb sie das tut.“

„Betsy sagt, sie wäre verliebt in dich!“ begann Yoe ausweichend.

„Betsy? Woher sollte Betsy das wissen?“

„Sie ahnt es intuitiv.“

„Das fehlte noch, daß sie sich auch damit befaßt.“

„Aber ich denke mir, diese Liebe ist nur eine Lockspeise, nur Schein, denn Daisy geht es um etwas anderes …“

Zenon blieb stehen und schaute ihn fragend an.

„Um deine Seele!“ schloß Yoe ernst.

„Wollen wir die Zeiten der Teufelsverschreibungen auferstehen lassen?“

„Man kann nicht auferstehen lassen, was nie gestorben ist. Das Böse ist ebenso unsterblich wie Er.“

„Verzeih mir, was ich jetzt sage; aber ich sehe, ich muß wirklich auf einige Zeit meine Umgebung wechseln. Ich bemerke schon lange, daß ich unter Wahnsinnigen lebe. Vergib mir diese Offenheit; aber wenn ich dich und die anderen höre, und noch dazu

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)