„Mrs. Blawatska erkundigt sich täglich mehrmals nach ihr, und ich kann ihr nichts Bestimmtes sagen,“ erklärte Smith. „Die Freunde von Miß Daisy müßten es doch wissen!“
„Ich dachte auch, Sie würden mich aufklären,“ drängte Mrs. Tracy.
„Ich? Welche Vermutung! Ich kenne Miß Daisy weniger als irgend jemand in der Pension.“ Aber da Zenon an ihren Gesichtern erkannte, daß man ihm nicht glaubte, und da er eine Art Neugier bemerkte, begann er eifriger, als er es vielleicht wünschte, zu versichern, daß er nichts von Miß Daisy wisse.
„Dann weiß es Bagh allein,“ brummte Mr. Smith ernst.
„Es ist nur unmöglich, etwas von ihm zu erfahren! Und das ist schade!“ sagte Zenon ironisch und schickte sich an, zu gehen.
„Wir können es nicht, aber Sie, wenn Sie nur wollten …“
Zenon lachte auf, ihn belustigten die feierliche Miene und Stimme des Mr. Smith.
„Ich will ihn herführen, er soll es selbst sagen.“
Mr. Smith stürzte wie ein Tiger zur Tür, die Damen sprangen schreiend auf, und Mrs. Tracy stöhnte mit ersterbender Stimme, totenblaß:
„Erbarmen, wir sterben vor Entsetzen!“
„Also die Herrschaften haben im Ernst angenommen, daß ich Bagh hereinführen könnte?“ fragte Zenon, durch ihr Entsetzen verwirrt, aber die Damen schwiegen, denn sie konnten sich nicht beruhigen; nur Mr. Smith stammelte bittend:
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/246&oldid=- (Version vom 1.8.2018)