Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/245

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Wohnung drang das traurige Heulen des Panthers herüber.

„Dies Vieh bringt mich noch zur Verzweiflung!“

„Bagh, Sie?“ fragte sehr verwundert eine der Damen.

„Ich habe beinahe die ganze Nacht nicht schlafen können, so hat er gewinselt.“

„Das ist sonderbar, mein Zimmer stößt an die Orangerie, und doch habe ich nichts gehört,“ flüsterte Mrs. Tracy, zu den Damen hinüber sehend, ein verstohlenes verständnisinniges Lächeln glitt über die Lippen aller.

„Ich beneide Sie um diesen herrlichen Schlaf, ich bin von jedem Winseln wach geworden.“

„Er sehnt sich nach seiner Herrin.“

„Und vielleicht spricht er mit ‚Ihm‘,“ sagte geheimnisvoll Mr. Smith, während er eiligst gleichsam etwas von seinen Fingern abschüttelte.

Wieder erscholl ein kurzes Brüllen Baghs, und zwar so nahe, daß die Katzen mit krummem Rücken und gesträubtem Fell in die Arme der Mrs. Tracy sprangen, welche ratlos dastand und ihre Augen erschrocken umherschweifen ließ.

„Wissen Sie nicht, wann Miß Daisy zurückkehrt?“ unterbrach sie endlich das unangenehme Schweigen, die erschrockenen Damen atmeten auf, und Mr. Smith stieß so heftig nach einem Scheit im Kamin, daß die Funken das Zimmer überschütteten.

„Ich weiß nicht!“ Ihn wunderte die Frage, doch heimlich trafen sich die Blicke aller, – sie wußten Bescheid.

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)