es erkennt, es versteht, und die Seele wird von Verachtung erfüllt.
Das war ich? Dieser widerliche Menschenfetzen, das war ich?
Daisy! Daisy!
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Er schloß schnell die Augen, das Morgenlicht berührte ihn unangenehm.
Der Gedanke erhebt sich wie aus einem tiefen Abgrund, er arbeitet schwer, sucht in der Finsternis, windet sich in Qualen, zerschlägt sich an den Nebelwänden der Einbildungen, dringt hindurch und steht da, in scheuer, trauriger Helligkeit … Das Herz beginnt wieder, sich zu ängstigen, und das Bewußtsein erhebt seine hoffnungslos traurigen Augen und fragt:
Was war das eigentlich?
Der Klang seiner eigenen Stimme brachte ihn zur Besinnung, und wieder öffnete er die Augen. Ein grauer, nebliger Morgen überflutet das Zimmer, und die Straßen rauschen die alte Melodie des Alltags. Ein Tag wie gestern! Regen, Kälte und Langeweile!
Und das andre? In seinem Gedächtnis huschten neblige, zerrissene Fetzen vorüber, doch sie wurden immer blässer, immer ungreifbarer.
Er sprang aus dem Bett und bemühte sich nur noch, sich daran zu erinnern, wann und wie er nach Hause gekommen wäre.
„Ich fuhr mit Daisy!“ so suchte er sein Gedanken zu sammeln. – Doch was dann? Was ging später mit ihm vor? Eine undurchdringliche Mauer von
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/290&oldid=- (Version vom 1.8.2018)