bin sicher, daß hier jemand sterben, jemand wahnsinnig werden, jemand sich verlieren wird auf Ewigkeit durch ‚Sie‘ und für ‚Ihn‘.“
Zenon schien die Warnung nicht zu verstehen, er war völlig unter dem Einfluß dessen, was er von dem Doppeldasein Daisys gehört hatte. Ihn langweilten die spiritistischen Theorien des Mr. Smith, aber diese unerwartete Bestätigung seiner Vermutungen, die er sogar tief vor sich selbst verborgen hatte, erschütterte ihn heftig.
„Und man hat sie gleichzeitig an verschiedenen Orten gesehen?“ Er wünschte es noch einmal zu hören.
„Ja, mit aller Sicherheit!“ Mr. Smith begann peinlich neue Tatsachen anzuführen.
Zenon hörte nicht mehr zu, er war ganz in Erinnerungen versunken, die plötzlich vor ihm auftauchten. Er erinnerte sich in diesem Augenblick an jede analoge Tatsache: an jene seine erste erschütternde Verblüffung, als er Daisy bei der Seance zurückgelassen und ihr dann begegnete, wie sie ihm im Flur entgegenkam. Und jene Geißlungsszene? Diese vielen unfaßbaren Dinge. Und vor allem die gestrige Begegnung. Er hatte sie doch zweimal gesehen, mit ihr gesprochen, neben ihr gesessen, sie neben sich gefühlt, – und sie hatte in derselben Zeit in ihrer Wohnung sein können?
„Was soll das bedeuten? Wie läßt sich das vereinbaren? Ist das möglich?“ Er wich jedoch ängstlich von einer endgültigen Feststellung zurück, die zu einer unzerreißbaren Kette tiefster Überzeugung zu
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/301&oldid=- (Version vom 1.8.2018)