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Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie

Kann jemals Erlösung ihm werden? Die dunkle Mär’ verkündet: Ja! „Fänd’ er ein Weib, treu bis in den Tod!“


Vor Anker alle sieben Jahr’,
Ein Weib zu frei’n, geht er an’s Land: –
Er freite alle sieben Jahr’,
Doch nie ein treues Weib er fand.
Die Segel auf!
Den Anker los!
Falsche Lieb’, falsche Treu’!
Auf, in den See, ohne Rast, ohne Ruh!


Und wiederum ist die Frist abgelaufen; abermals wirft der Ocean, als wäre er des Elenden überdrüssig, den bleichen Mann an das Gestade. Wie oft hat er den Tod, den Befreier aus aller Erdenqual gesucht, – immer vergebens! Die Brandung, mochte sie auch Alles zertrümmern, sie schonte sein Schiff! Der habsüchtigste, blutgierigste Pirat, „des Meeres barbarischer Sohn“, er schlägt bang’ das Kreuz und fliegt davon, sobald ihm das blutrothe Segel entgegenweht.


Nirgends ein Grab! Niemals der Tod!


Senta, träumerische Nordlandsmaid, was sinnst Du? Draussen sehe ich das gewaltige Schiff, – fühlst Du Sein Nahen? Die Wellen erzählen es den Winden, die Lüfte raunen Dir in’s Ohr: Er kommt! Senta, was sinnst Du? Des holden Auges heilige Runenschrift verräth Deines Herzens süsses Geheimniss, den einen, mächtigen Gedanken:

Friedloser, ich will Dir den Frieden geben!
Irrender Wanderer, durch mich sollst Du die Heimath finden!



Empfohlene Zitierweise:
Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie. Hanfstaengl’s Nachfolger, Berlin 1876, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)