Joseph Alois Rink: Hohenrechberg. In: Schwäbisches Taschenbuch, 1820. S. 139–158 | |
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Hohenstaufen liegen (ich bediene mich der Sprache der Landleute) und da sey es, als wenn man in einen angezündeten Backofen hinein sähe. Auf einmal erhebt sich der Geist, nimmt seinen Weg auf dem schmalen Erdrücken, welcher Hohenstaufen und Hohenrechberg zusammen bindet, bald langsam, bald schnell hüpfend und springend über die Tannen, geht links an der Burg vorbei, bis in die Häge, einige Häuser gerade unter der Pfarrkirche auf dem Berg. Von da kehrt er auf dem nämlichen Wege zurück, und bleibt bis zur Betglocke am Morgen am Hohenstaufen liegen, wo er sohin verschwindet.
Dieß Phänomen erscheint nicht alle Tage, sondern nur hie und da, besonders aber zur Herbstzeit. Daß es der gemeine Mann für ein übernatürliches Wesen halte, zeigt schon der Name an, mit dem er es benennet. Uebrigens ist der Staufergeist nach ihrer Erzählung von guter Art, und beleidiget Niemanden.
Joseph Alois Rink: Hohenrechberg. In: Schwäbisches Taschenbuch, 1820. S. 139–158. Sattler, Stuttgart 1819, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rink_Hohenrechberg.djvu/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)