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Marquis. Sie wünschen Ihre Nichte verheirathet zu sehen – gleichviel an wen, weil Sie fürchten, sie möchte Ihnen im Wege stehen.

Präsidentin (heftig). Woher wissen Sie das?

Marquis. Aus Ihrem eignen Munde, schöne Frau. Wozu Verstellung unter uns? Sie wissen recht gut, daß es mir verdammt schwer fallen würde, den Stammbaum meines elsässischen Adels nachzuweisen und kennen mein ganzes, ziemlich abenteuerliches Leben. Ich kenne dagegen eben so gut Ihre Umtriebe in gewissen Dingen – denn ich war ja oft Ihr Helfershelfer, sogar einmal Ihr Anbeter.

Präsidentin. Sie sind unerträglich!

Marquis. Nicht böse sein, schöne Frau. Warum sollen sich zwei Verbündete, wie wir, überwerfen, noch obendrein, da sich unser Interesse so sehr begegnet? Für Sie kam es sehr ungelegen, daß Amaliens Vormund seine Mündel Ihnen zur Einführung in die Welt übergab. Sie wollen sie um jeden Preis entfernen. Ich brauche eine junge, hübsche Frau, noch mehr aber ihre dreißig tausend Thaler – das paßt ganz vortrefflich.

Präsidentin (seufzend.) Leider haben Sie Recht. Ich muß schon etwas für Sie thun, um Ihr Schweigen über gewisse Dinge zu erkaufen. Hören Sie also. Sie wissen, ich liebe den Hauptmann, wir sind halb und halb verlobt; allein noch immer zögert er mit seiner Unterschrift und ich fürchte –

Marquis. Daß gewisse Blicke zwischen ihm und Ihrer Nichte –

Präsidentin. Das kümmert Sie nicht. Sprechen Sie in meinem Auftrage mit dem Hauptmann und schaffen Sie

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/4&oldid=- (Version vom 14.5.2023)