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besten an? Mein Herr Vormund war immer ein streng rechtlicher Mann, aber ein wunderlicher Kauz. Diese Wunderlichkeiten sind es, bei denen man ihn fassen muß. Umständlich, ceremoniös, eigensinnig, phlegmatisch, voll alter Vorurtheile – und er schnupft sehr stark. Halt, ich hab’s – bei dem Schnupfen fasse ich ihn. (Nimmt während dessen den Hut, den er abgelegt hatte, zieht Handschuhe an und klopft jetzt an die Thüre rechts).


Sechster Auftritt.
Voriger. Der Vater.

Liebhaber (ceremoniös). Mein verehrter Herr Vormund.

Vater (ebenso). Mein werther Herr Baron.

Liebhaber. Nicht so! Bin ich nicht mehr Ihr Mündel, Ihr lieber Sohn, wie Sie sonst mich nannten?

Vater. Das ist vorbei, Herr Baron. Als Mündel waren Sie mir Gehorsam schuldig, jetzt sind Sie mündig geworden, die Sachen stehen anders – Jedem, was ihm gebührt.

Liebhaber. Wie gern wäre ich immer Ihr Sohn geblieben!

Vater. Sie sind es auch noch – in meinem Herzen! Allein außerdem muß ich Ihnen die Ehre erweisen, die Ihnen zukommt. Nehmen Sie gefälligst Platz. (Setzt einen Stuhl und legt dabei seine Schnupftabaksdose auf den Tisch.)

Liebhaber (legt den Hut ab und nimmt dabei die Dose vom Tische und steckt sie ein. Das Publikum muß dies, und daß es absichtlich geschieht, bemerken). Ich komme gleich mit einer Bitte zu Ihnen.

Vater. Und diese Bitte ist?

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Roderich Benedix: Unerschütterlich. J. J. Weber, Leipzig 1848, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Unersch%C3%BCtterlich_(1848).pdf/12&oldid=- (Version vom 22.11.2023)