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Liebhaber. Lassen Sie mich etwas weiter ausholen. Ich wuchs in Ihrem Hause auf – Sie waren mir ein treuer Vater!

Vater. Bitte.

Liebhaber. Mit mir zugleich wuchs Ihre Tochter auf.

Vater. Hm! (Greift in die Tasche.)

Liebhaber. Wir liebten uns – und ich versprach ihr Treue –

Vater. Aber.

Liebhaber. Noch mehr, ich hielt ihr diese Treue. Ich bezog die Universität, ich ging auf Reisen, jetzt kehre ich zurück, mündig, im Begriff, mein väterliches Erbe anzutreten. Dazu bedarf ich einer Hausfrau – hier kann von keiner Wahl die Rede mehr sein, und so werbe ich hiermit feierlich und wie es sich gebührt um die Hand Ihrer Tochter, meiner theuern Anna. (Steht auf und verbeugt sich.)

Vater (ebenso). Werthgeschätzter, geehrter Herr Baron! Ihr Antrag gereicht mir, so wie meiner ganzen Familie zur höchsten Ehre – allein ich muß denselben höflichst ablehnen. (Sucht die Dose.)

Liebhaber. Ablehnen? Damit kann ich mich so schlechtweg nicht zufrieden geben – ich muß Sie bitten, mir Ihre Gründe mitzuteilen.

Vater (für sich). Wo habe ich denn – (laut), ich habe als ein treuer Vormund Ihr Vermögen verwaltet und nach bester Einsicht für Ihre Erziehung und Ihre Studien gethan, was ich konnte. Gäbe ich Ihnen aber mein Jawort, so würde man allgemein sagen: „sieh, wie schlau der Alte ist. Hat sich die Vormundschaft zu Nutze gemacht; das Töchterchen mußte den reichen Erben in

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Roderich Benedix: Unerschütterlich. J. J. Weber, Leipzig 1848, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Unersch%C3%BCtterlich_(1848).pdf/13&oldid=- (Version vom 22.11.2023)