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ihre Netze locken, und so hat er sich den angesehenen Eidam erschlichen!“ Also würden die Leute sprechen, und mein guter Name wäre gebrandmarkt.

Liebhaber. Werther Herr, Ihr Ruf steht zu fest, um so angetastet zu werden. Ich werde selbst erklären, wie Alles zusammen hängt, und unsere glückliche Ehe wird die Leute Lügen strafen.

Vater (hat alle Taschen durchsucht). Man kann den Leuten den Mund nicht verbieten. Der gute Name ist des Menschen höchstes Gut, und schon Solon sagt –

Liebhaber. Ist das Ihr einziger Grund?

Vater (durchsucht das Rockfutter). Haben Sie vergessen, daß Ihre Frau Mutter immer den Wunsch hegte, Sie möchten sich mit der Gräfin Reh verbinden? Ein guter Sohn soll seiner Mutter Wünsche erfüllen, auch wenn diese todt ist.

Liebhaber. Aber die Gräfin Reh hat nicht auf mich gewartet und sich voriges Jahr bereits anderweitig verheirathet.

Vater (fährt mit der Hand an die Nase). Allerdings, allerdings – (für sich), ich begreife nicht, wo die Dose – (laut) Gräfin Reh ist verheirathet – indessen –

Liebhaber. Sie sehen, Ihre Gründe sind nicht stichhaltig, Sie werden mir also jetzt Ihre Einwilligung nicht länger versagen.

Vater (immer suchend, sich im Zimmer umsehend, die Tischdecke aufhebend). Bedenken Sie, Herr Baron, nach reiflichem Nachdenken, nach Erwägung aller Gründe habe ich den Entschluß gefaßt, Ihnen die Hand meiner Tochter zu versagen – bei einem Philosophen, wie ich bin, ist ein solcher Entschluß unerschütterlich.

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Roderich Benedix: Unerschütterlich. J. J. Weber, Leipzig 1848, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Unersch%C3%BCtterlich_(1848).pdf/14&oldid=- (Version vom 22.11.2023)