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Ihrer Frau Mutter, wegen der Gräfin Reh, doch eigentlich bindend für Sie sein muß.

Liebhaber. Allerdings. Allein da die Gräfin Reh schon einen Mann hat, kann sie mich doch nicht auch noch nehmen. Wollen Sie Vielmännerei einführen?

Vater. Vielmännerei? Bewahre mich in Gnaden! (Sucht unwillkürlich in der Tasche, für sich) ja so – (laut) ich meine nur, Ihre Frau Mutter hielt sehr auf Reinheit des Adels – sie würde Ihre Verbindung mit meiner Tochter als eine Mißheirath ansehen, und in ihrem Sinne handelnd, darf ich sie nicht zugeben.

Liebhaber. Lieber Herr Vormund, wenn wir alle Vorurtheile unserer Ahnherrn in Ehren halten wollten, müßten wir noch Heiden sein und in Bärenfellen gehen. Zudem wissen Sie ja, daß die Verheirathung des Adels mit wohlhabenden Bürgerstöchtern zu den neuesten adligen Grundsägen gehört.

Vater. Ja, ja – allein was würde die Welt von mir sagen?

Liebhaber. Das alte Lied! Ein Philosoph muß das Geschrei der Menge verachten. Geben Sie nach.

Vater. Nachgeben? Nein – ich bin unerschütterlich.

Liebhaber. Gut; sprechen wir von etwas Anderm.

Vater. Ja, von etwas Anderm. (Seine Verlegenheit und Verwirrung nimmt von jetzt an zu.)

Liebhaber. Sagen Sie mir doch, was ist der Nutzen der Philosophie?

Vater. Hm – sie hellt den Verstand auf, sie läßt uns alle Dinge von neuen, interessanten Seiten betrachten,

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Roderich Benedix: Unerschütterlich. J. J. Weber, Leipzig 1848, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Unersch%C3%BCtterlich_(1848).pdf/17&oldid=- (Version vom 22.11.2023)