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anwenden, und mehr thun als nöthig ist, um seinen vernünftigen Zweck zu erreichen. Besonders müssen die Eltern frühe darauf sehen, daß ihre Kinder die Strümpfe nicht zu fest binden. Alsdann wird das Blut seinen Weg schon finden, und den Gliedern die Nahrung und Stärke geben, die ihnen gebührt. Diß ist mein guter Rath; und wer keinen Glauben daran hat, der frage nur einen Arzt oder den Herrn Pfarrer; die müßens auch wissen. Aber folgen muß man alsdann. Denn wem nicht zu rathen ist, dem ist auch nicht zu helfen.


Das Mittagessen im Hof.


Man klagt häufig darüber, wie schwer und unmöglich es sey, mit manchen Menschen auszukommen. Das mag denn freylich auch wahr seyn. Indessen sind viele von solchen Menschen nicht schlimm, sondern nur wunderlich, und wenn man sie nur immer recht kennte, inwendig und auswendig, und recht mit ihnen umzugehen wüßte, nie zu eigensinnig und nie zu nachgebend, so wäre mancher wohl und leicht zur Besinnung zu bringen. Das ist doch einem Bedienten mit seinem Herrn gelungen. Dem konnte er manchmal gar nichts recht machen, und mußte vieles entgelten, woran er unschuldig war, wie es oft geht. So kam einmal der Herr sehr verdrüßlich nach Hause, und setzte sich zum Mittagessen. Da war die Suppe zu heiß oder zu kalt, oder keines von beiden; aber genug, der Herr war verdrüßlich. Er faßte daher die Schüssel mit dem, was darinnen war, und warf sie durch das offene Fenster in den Hof hinab. Was

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/065&oldid=- (Version vom 1.8.2018)