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oder eine Heldenthat durch die Erlegung derselben vollziehen will, der muß nach Afrika oder Asien oder Amerika gehen.

Das fürchterliche Crokodill ist nichts anders als eine 20 bis 50 Fuß lange Eidexe. Davor muß jedermann Respekt haben. Oben braun oder schwarzgefleckt, unten weißlichgelb. Durch die schuppige Rückenhaut geht kein Flintenschuß; am Bauch ist sie weich. In jedem Kiefer des großen Rachens stehen 50 scharfe Zähne. Der Schwanz beträgt mehr als die Hälfte von der ganzen Länge. Damit wirft es im Wasser kleine Schiffe um, und tödtet einen Menschen mit Einem Schlag. Es lebt im Wasser, z. B. im Nilfluß in Egypten, und geht an’s Land, frißt Fische und andere Thiere, Buben und Mägdlein, auch erwachsene Egypter. Schnell wie ein Pfeil geht es in gerader Linie auf seinen Raub, kann sich aber nur langsam umdrehen. Mit einem glücklichen Seitensprung ist man ausser Gefahr. Das Weibchen legt 100 häutige Eyer, so groß wie die Gänse-Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Die Sonnenwärme brütet sie aus. Die meisten werden aber, ehe es dazu kommt, von einer egyptischen Ratze gefressen. Auch von Menschen werden sie aufgesucht und zerstört oder gegessen. Wohl bekomms!

Daß es nicht nur auf der Erde und im Wasser, sondern auch in der Luft Eidexen gebe, nemlich solche, die da fliegen, wird mancher nicht gerne glauben. Aber wenn ihm ein Fabelhans von Drachen spricht, die auf hohen Felsen und in alten zerstörten Bergschlössern hausen, und feuerspeyend durch die Luft schiessen, Brunnen vergiften, den Reiter und

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)