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Jakob Humbel nicht also. Er gieng zu einem andern Viehdoktor in Oberoltern im Emmenthal noch einmal in die Lehre, hielt abermal ein Jahr bey ihm aus, bekam abermal einen braven Lehrbrief, und wußte abermal – Nichts, weil auch dieser Meister die wichtige Kunst selber nicht verstand, keine Kenntniß hatte von der innern Beschaffenheit eines Thieres im gesunden und kranken Zustand, und von der Natur der Arzneymittel.

Ich weiß Einen, der hätt’s jezt bleiben lassen, wär eben wieder heimgekommen wie er fortgegangen und hätt sich mit Andern getröstet, aus denen auch nichts hat werden wollen.

Fast sah es mit unserm armen Jakob Humbel eben so aus. Mit Windsalben war wenig Geld, noch weniger Credit und Ehre zu verdienen. Was er verdiente, zog der Vater. Humbel wurde gemeiner Taglöhner, gieng in armseliger Kleidung umher, ohne Geld, ohne Rath, und dennoch hatte er noch immer den Thierarzt – nicht im Kopf, denn das wäre schon recht gewesen, sondern im sehnsuchtsvollen Verlangen. Jetzt verdingte er sich als Hausbedienter bey Herrn Ringier im Klösterli zu Zofingen. Bey diesem Herrn war er drey Jahre, bekam einen guten Lohn, und wurde gütig behandelt, wie ein Kind.

Ich weiß Einen, der hätte die Güte eines solchen Herrn mißbraucht, wäre meisterlos worden, den Lohn hätten bekommen der Wirth und der Spielmann.

Aber Jakob Humbel wußte mit seinem Verdienst etwas besseres anzufangen. Oft wann er bey dem Essen aufwartete, hörte er die Herren am Tisch französisch reden. Da kam er auf den Gedanken, diese

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)