Wie fang ichs an, daß ich meine Kronenthaler und meine Dukätlein rette in dieser bösen Zeit? Die Kaiserin Maria Theresia ist mir noch so lieb, tröst sie Gott, und der Kayser Joseph, tröst ihn Gott, und der Kaiser Franz, Gott schenk ihm Leben und Gesundheit. Und wenn man meynt, man habe die lieben Herrschaften noch so gut verborgen und geflüchtet, so riecht sie der Feind, sobald er die Nase ins Dorf streckt, und führt sie in die Gefangenschaft ins Lothringen oder in die Champagne; daß einem armen Unterthanen das Herz dabey bluten möchte vor Patriotismus. Jezt weiß ich, sagt er, wie ichs anfange, und trug das Geld bei dunkler blinder Nacht in den Krautgarten. Das Siebengestirn verrathet mich nicht, sagte er. Im Krautgarten legte er das Geld geradezu zwischen die Gelveieleinstöcke und die spanischen Wicken. Nebendran grub er ein Loch in das Weglein zwischen den Beeten, und warf allen Grund daraus auf das Geld, und zertrat rings herum die schönen Blumenstöcke und das Mangoldkraut, wie einer, der Sauerkraut einstampft. Am Montag drauf streiften schon die Chasseurs im ganzen Revier, und am Donnerstag kam eine Parthie ins Dorf frisch auf die Mühle zu, und aus der Mühle mit weißen Ellenbogen zu unserm Bauern: und „Geld her, Buur, rief ihm ein Sundgauer mit blankem Säbel entgegen, oder bet’ dein leztes Vaterunser.“ Der Bauer sagte: sie möchten nehmen, was sie in Gottes Namen noch finden. Er habe nichts mehr, es sey gestern und vorgestern schon alles in die Rapuse gegangen. Vor euch kann man etwas verbergen, sagt er, ihr seyd die rechten. Als sie nichts fanden ausser ein paar Kupferkreuzer
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)