Alle genannten Formen vereinige ich in eine Gruppe Hemiaspidae, die ich zwischen die Trilobiten und Eurypteriden stelle. Auf diesem Standpunkte befinde ich mich auch gegenwärtig, nachdem ich alles bei uns vorhandene Material sorgfältig durchgearbeitet habe. Die Hemiaspiden als Mittelgruppe zwischen Trilobiten und Eurypteriden hinzustellen macht jetzt keine Schwierigkeiten mehr, seit durch Walcott’s Arbeiten die Stellung der Trilobiten innerhalb der Merostomata, zu denen bekanntlich auch die Eurypteriden und Xiphosuren gehören, gesichert ist.
Die Hemiaspiden stehen nun den Trilobiten bedeutend näher als den Eurypteriden, bei denen sie von Woodward untergebracht wurden. Am Kopf sind deutliche Spuren der Gesichtsnäthe vorhanden, die convergirend geradlinig vom Hinter- zum Vorderrand verlaufen s. T. I, F. 34, während solche bei den Eurypteriden fehlen; dagegen fehlen wie bei den Trilobiten die kräftig entwickelten Ruderfüsse nebst dem Metastoma. Die Augen fehlen gänzlich oder sind nur in unsicheren Andeutungen erhalten (bei den englischen Arten von Hemiaspis – was Nieszkowski l. c. T. II, F. 15 als Ausschnitt für das Auge bei Pseudoniscus darstellt und Woodward l. c. p. 177 F. 65 noch stärker in diesem Sinne präcisirt – kann ich nicht bestätigen). In dieser Beziehung würden sich ebenfalls bei einigen blinden Trilobiten eher Anknüpfungspunkte finden lassen als bei den Eurypteriden, die immer deutliche Limulusartige Augen haben.
Der Mittelleib (Thorax in Woodward’s Auffassung) besteht aus 6 Gliedern, die vollkommen den Bau wie bei den Trilobiten zeigen; es ist eine deutliche Trilobitation, also Trennung in Rhachis und Pleuren vorhanden. Von den freien Thoraxplatten, die Limulus und den Eurypteriden zukommen, ist keine Spur vorhanden. Die Thoraxglieder sind auf der Bauchseite nicht geschlossen.
Der Hinterleib (Abdomen) besteht aus drei freien Gliedern und einem Schwanzstachel (telson). Das erste Abdominalglied oder das sechste Leibesglied ist bei Pseudoniscus einfach und scheidet sich durch die von hier an veränderte (mehr nach hinten) Richtung der Pleuren vom Thorax (T. I, F. 47, 48); bei Bunodes (T. I, F. 38, 41, 43) und Hemiaspis (Woodw. l. c. p. 177, T. 64) erscheint das sechste Glied wie aus zwei Gliedern verwachsen; der vordere Theil zeigt noch deutliche Pleuren, während diese dem hinteren fehlen, wie auch den Abdominalgliedern. Das 7te, 8te und 9te Glied sind bei Bunodes einfach, bei Hemiaspis ebenfalls, wenn auch schwächer, zweilappig, woher Woodward auch hier eine Verwachsung annimmt. Der Bau des Hinterleibes nun, mit seinen freien Gliedern und dem Schwanzstachel erinnert allerdings mehr an Eurypteriden als an Trilobiten, bei denen diese hinteren Glieder zu einem Pygidium verbunden sind, zumal auch die Abdominalglieder unten geschlossen zu sein scheinen. Hierin dürfte auch die einzige Verwandtschaft der Hemiaspiden mit den Eurypteriden liegen. Die Beschaffenheit der Schaale wird ebenfalls mehr eine trilobitenähnliche sein, denn sie ist in den Eurypterendolomiten von Rootziküll durchweg zerstört und hinterlässt nur eine schwarze Färbung auf dem inneren Abdruck, der übrigens die Zeichnung der Oberfläche genau zu wiederholen scheint. Eurypterus und
Friedrich Schmidt: Miscellanea silurica III. , St. Petersburg 1883, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schmidt_Miscellanea_Silurica_III.djvu/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)