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Hot ’s dort em Eck drenn bitter gschluchzt ond greint
Wia ihr mit rauher Hand d’r harte Tod
Ihr herzigschts Kend, a Biable, gnomma hot.

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Uf sellem Boda, – o, wia woiß i ’s no! –

Hent ihre Kender ’s erste Schrittle do,
Dia heit scho lang ihr Hoim vergessa hent,
Dia ’s Schicksal hot verstrait en alle Wend,
Dia en der Fremde suachat heit ihr Glick.

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Kaum ois fend’t meh da Weg en d’ Hoimet z’rick.


Dort an dem Fenschter, des mer drieber sieht,
Wia hent do einschtens Bloamastö’ckla blieht!
Ond wenn i onta gschtanda ben am Dor,
Do guckt a goldblonds Kend derhenter vor; –

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I moi, i sieh no heit des jonge Bluat,

Des doch scho so lang ontrem Rasa ruaht.

A Donnerschlag goht mir durch Mark ond Bei:
Jetzt fallet grad dia Riegelwend voll ei, – –
Bald macht a Prachtsbau uf dem Platz sich breit,

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„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit!“ –

Wir aber isch ’s em Herza drenn so schwer.
Wia wann a liaber Mensch mir gschtorba wär.

Empfohlene Zitierweise:
Otto Keller: Schnitz ond Zwetschga!. Julius E. G. Wegner, Stuttgart 1917, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitz_ond_Zwetschga_(Otto_Keller).pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)