der Herr Schlesinger – die Kassierin – – Und selbst, wenn er sich vorgenommen hat, er red’t nicht davon, so sagt er’s übermorgen … und wenn er’s übermorgen nicht sagt, in einer Woche … Und wenn ihn heut’ nacht der Schlag trifft, so weiß ich’s … ich weiß es … und ich bin nicht der Mensch, der weiter den Rock trägt und den Säbel, wenn ein solcher Schimpf auf ihm sitzt! … So, ich muß es tun, und Schluß! – Was ist weiter dabei? – Morgen nachmittag könnt’ mich der Doktor mit ’m Säbel erschlagen … so was ist schon einmal dagewesen … und der Bauer, der arme Kerl, der hat eine Gehirnentzündung ’kriegt und war in drei Tagen hin … und der Brenitsch ist vom Pferd gestürzt und hat sich ’s Genick gebrochen … und schließlich und endlich: es gibt nichts anderes – für mich nicht, für mich nicht! – Es gibt ja Leut’, die’s leichter nähmen … Gott, was gibt’s für Menschen! … Dem Ringeimer hat ein Fleischselcher, wie er ihn mit seiner Frau erwischt hat, eine Ohrfeige gegeben, und er hat quittiert und sitzt irgendwo auf’m Land und hat geheiratet … Daß es Weiber gibt, die so einen Menschen heiraten! … – Meiner Seel’, ich gäb’ ihm nicht die Hand, wenn er wieder nach Wien käm’ … Also, hast’s gehört, Gustl: – aus, aus, abgeschlossen mit dem Leben!
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/027&oldid=- (Version vom 1.8.2018)