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Fürst. Steh er auf. Wer ist er?

Weiler. Holzhändler Klafter.

Klaft. Ew. Durchlaucht wissen vielleicht mein Unglük noch nicht ganz; den unbeschreiblichen Schaden, den mir die Ueberschwemmung verursacht – beynahe mein halbes Vermögen. –

Fürst mißt ihn) Ihr seyd also der Mann der allein bey dem allgemeinen Elend, den lauten Klagen eurer Mitmenschen ungerührt bliebt? Ihr wuchert schon in die zwanzig Jahre in meinen Ländern; euer Holzhandel hat euch die reichsten Vortheile abgeworfen; ihr besizt ein Vermögen an die zweymalhunderttausend Thaler; habt zwei der schönsten Häuser, die fast beyde unbeschädigt blieben; bis auf etliche hundert Klafter Holz, die ihr mit Recht einbüst, und einen prächtigen Garten, der sich keinesweges für einen Mann eures Standes schickt. Und doch habt ihr diesen redlichen Mann dort – unerhörte Unmenschlichkeit! – so wie diese arme Frau hier einiger hundert Thaler wegen bis auf den lezten Blutstropfen gedrückt – seyd jezt noch so unverschämt, auf menschliches Erbarmen Anspruch zu machen? Geht! baut mit dem Solde des Wuchers der Menschheit Schandsäulen und brandmarkt sie mit dem Stempel eures Namens.

Klaft. Durchlauchtigster Herr! man hat sie falsch berichtet. Der Oberamtmann –

Fürst Geht! ihr seyd ein heuchlerischer, gewissenloser Bube: Der Holzhandel in meinen Ländern sey euch gänzlich untersagt, und die weitere Ahndung eurer Hartherzigkeit behalt ich mir noch bevor.

Leopoldine (dem Fürsten zu Füßen.) Gnädigster Fürst! es ist mein Vater!

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Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/100&oldid=- (Version vom 24.10.2016)