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Wenn ich dein gedenke,
Wird die Welt mir fern,
Meine Seele schwebet
Über Raum und Stern.

Wenn ich dich erblicke,
Wird mir heiß zu Sinn,
Unruhvolles Treiben
Drängt nach dir mich hin.

Wenn ich leise rühre
Hand an deine Hand,
Ach, in sel’ger Enge
Haft’ ich festgebannt.




Du siehst mich leben, siehst mich ruhig wandeln
Die ausgetretnen Gleise meiner Tage.
Ja, ich kann lächeln, kann verständig handeln
Und vorwärtsschreiten — das ist keine Frage.

Doch dir ins Ohr muß ich es anvertrauen:
Ich bin’s nicht mehr, nicht Ich, der sich gestaltet!
Ein Schatten ist’s, ich fühl’s mit tiefem Grauen,
Der seelenlos an meiner Stelle waltet.

Die Seele floh, und dich hat sie erkoren,
An deinen Augen hängt sie, deinem Munde!
Gieb sie zurück! Doch nein, sie sei verloren —
Gieb deine Seele mir, daß ich gesunde!




Ich weiß es nicht, wo die Geliebte weilt
Und was sie schafft mit den geweihten Händen,
Wer ihres Wandels holde Nähe teilt,
Wem ihre Augen, ach, mein Glück verschwenden!

Empfohlene Zitierweise:
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/102&oldid=- (Version vom 20.8.2021)