bist mein Glück, meine Hoffnung, nur in deiner Liebe finde ich meine Kraft. Ich werde dich erringen, fürchte nichts!“ Sie schweigt, sie weint. „Ich kann ja nicht anders,“ flüstert sie endlich. „Ich habe gerungen gegen Dich, gegen mich — ich war zu schwach. Nun komme was da wolle. Ich kenne nichts mehr, als deine Liebe!“ Er sank zu ihren Füßen, ich fiel zu Boden. Ich mußte den Genossen folgen.
Aber was ist Liebe? Ich habe es nicht erfahren. Das höchste Glück und das höchste Elend der Menschen? Sie werfen es fort, und dann vergessen sie alles um der Liebe willen? Den ganzen Staat für einen Menschen, die Welt um ein Weibchen? Unglückseliges, bedauernswertes Geschlecht! Wie weise sind doch die Einrichtungen der Ameisen! Wie herrlich das „Unbebewußtsein der unvermeidlichen Handlungsweise!“ — Morgen ist die erste Hochzeitssonne. So ist es ein Jahr wie das andere, und das ist gut so.
Wieder ordentlich im Stocke eingerichtet. Mögen die Menschen machen was sie wollen, ich habe höhere Pflichten, als mich um den Unsinn zu kümmern, den sie Liebe nennen. Bei uns läuft alles im Stock durcheinander. Es ist Zeit, daß die unnützen Esser, die Männchen, beseitigt werden.
Am nächsten schönen Sonnentage, den wir haben, wird das Hochzeitsfest gefeiert. Es ist eigentlich schade,
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/113&oldid=- (Version vom 20.8.2021)