dem Tintenfaß saß noch die Negation. Wie fatal! Der Psychotom hatte vergessen, sie ihm wieder einzusetzen. Doch er wird wohl wiederkommen! Schulze ließ sie also sitzen, wo sie saß, zumal er keinerlei Unbehagen von ihrem Fehlen verspürte. Kaum getraute er sich die Seelenpräparate anzufassen und lüftete nur zögernd einen Augenblick den Deckel der Büchse mit den Stimmungen. Plötzlich sprang er auf. Er wollte hinaus, in der freien Luft sich zu erholen. Indem er die Treppe hinabstieg, stolperte er über den Hauskater und kam beinahe zu Fall. Er freute sich herzlich, dem guten Tierchen
nicht wehe gethan zu haben.
Als er aus der Thür trat und seine Handschuhe anziehen wollte, bemerkte er an der Hand ein dunkles Bläschen aus der Büchse der Stimmungen, das unbemerkt dort kleben geblieben war. Er erkannte darauf die Auszeichnung Nr. 1 und erinnerte sich, daß der erste Name in der Liste die Zufriedenheit gewesen sei. Nun, er war auch ganz zufrieden und steckte das Kügelchen in seine Streichholzbüchse.
Es war Thauwetter; der halbzerflossene Schnee lag naßkalt und schmutzig auf dem holperigen Pflaster, daß der Fuß bei jedem Tritt ausglitt. Der Nebel hielt das letzte Licht der Dämmerung ab, und da die Laternen noch nicht brannten, so konnte man nicht einmal recht sehen, wohin man trat. Schulze bat einen Müllerburschen um Entschuldigung, daß er an ihn angerannt sei, und freute sich über die Mehlspuren an seinem dunklen Überzieher, welche im Nebel zu einem angenehmen Kleister zerflossen.
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/167&oldid=- (Version vom 20.8.2021)