„Was, Organismus?“ unterbrach ihn der Seehund unwillig. „Ich bin sogar ein Wirbeltier, und ich würde, wenn nicht die klimatischen Verhältnisse so ungünstig wären, ohne Zweifel schon längst zur Menschenwürde avanciert sein. Ich habe, wie Sie wissen, Umgang mit —“
„Entschuldigen Sie vielmals,“ sprach der Erdgeist, „wir wissen wohl, daß Sie mit Zweibeinern verkehren. Sie können mir daher gewiß sagen, was Selbstbewußtsein ist und wie man es bekommen kann; Sie haben es vielleicht sogar selbst?“
„Selbstbewußtsein? Man ist sich nicht ganz klar darüber, ob ich es habe; sollte ich es aber haben, so würde ich es Ihnen gern zur Verfügung stellen, falls Sie nicht etwa mein Fell damit meinen. Fragen Sie indes doch meinen Freund, den Eskimo.“
„Der Herr Seehund meint den Menschen,“ erklärte der Geisir. „Aber warum wollen Sie ihn nicht selbst fragen?“
„Ja, sehen Sie, unser Verkehr — nun natürlich, wir verkehren mit einander, das versteht sich von selbst — aber, der Verkehr ist etwas einseitig, wir verstehen uns nicht immer. Natürlich nur eine kleine Verschnupfung, bei diesem Klima erklärlich.“
„Und worin besteht Ihr Verkehr, wenn ich fragen darf?“
„Er sticht nach mir mit seinem Spieße, und meine Familie liefert ihm dafür den Thran. Grüßen Sie ihn nur von mir.“
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/190&oldid=- (Version vom 20.8.2021)