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„Selbstbewußtsein also ist’s, was mir fehlt! Es ist mir nur lieb, daß ich das weiß; es war mir schon immer klar, daß ich noch zu etwas Höherem bestimmt sei. Ich brauche mir also nur das Selbstbewußtsein zu verschaffen. Wenn ich doch auch das noch wüßte, was das Selbstbewußtsein ist und wie man’s bekommt! Meine Herren, weiß keiner von Ihnen, was das Selbstbewußtsein ist?“

„Wenn Sie mir nicht sagen können, wie das auf griechisch heißt, so kann ich Ihnen nicht helfen,“ meinte Poseidon.

„Wenn mir nur meine Stirnmoräne nicht so weh thäte,“ rief der Gletscher, „dann würde ich’s gewiß wissen.“

„Ich bin mit einem Seehunde befreundet,“ grunzte der Geisir, „der ist sogar ein Organismus —“

„Das ist wahr,“ schrie der Erdgeist erfreut, „kommen Sie mit, wir wollen Ihren Seehund fragen. So ein Organismus muß das doch wissen.“

„Und er hat auch Verkehr mit den Zweibeinern,“ setzte der Geisir hinzu.

Sie kamen zu dem Seehund; der hatte sich gerade gewaschen, lag auf einer Eisscholle und philosophierte, d. h. die ganze Welt kam ihm als angenehme psychische Thatsache vor.

„Das ist hier der Herr Lithosphäros, Geist der Erdrinde,“ stellte der Geisir vor. „Sie würden, lieber Freund, mich sehr verbinden, wenn Sie ihm sagen wollten, was Selbstbewußtsein ist. Da Sie doch ein Organismus sind —“

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/189&oldid=- (Version vom 20.8.2021)