„Ich bin mit einem Seehund befreundet,“ krächzte der Geisir; „der ist dort oben wohl bewandert; man sagt sogar, er sei ein Organismus, und als solcher —“
„Was ist denn das, ein Organismus?“ fragte der Erdgeist.
„Das weiß ich nicht genau, aber jedenfalls etwas sehr Vornehmes; denn er hat Verkehr mit den Zweibeinern, welche Sie in die Haut gestochen haben.“
„Wenn das ist,“ sagte der Erdgeist, und sah den Geisir wegen seiner hohen Bekanntschaft mit Interesse an, „so fragen Sie ihn nur einmal, was sich gegen das Krabbeln und Stechen in meine Rinde thun läßt.“
Dabei betrachtete er das abgebrochene Stück des Bohrers näher und bemerkte ein Papier in der Höhlung. Er zog es hervor und entfaltete die Abhandlung von Heino Mirax mit der Widmung: „Herrn Erdrindengeist Lithosphäros hochachtungsvoll der Verfasser.“ Das gefiel ihm, und er setzte sich sogleich auf sein Sopha, zündete ein Petroleumlager an und las, während die andern weiterkegelten.
Mirax hatte die schöne Eigenschaft so zu schreiben, daß sich jeder bei der Lektüre seiner Aufsätze etwas dachte, und zwar allemal das, was ihm gerade in sein Behagen paßte; das war eben die neue Methode der reformierten Wissenschaft und ihr verdankte er seine Beliebtheit. So dachte sich auch der Erdgeist das Seine und schmunzelte. Er las die Abhandlung zu Ende, legte sie dann unter seine Steinkohlenpresse und sagte:
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/188&oldid=- (Version vom 20.8.2021)