„Wollen Sie nicht erst eine Cigarre nehmen? Bitte, hier. Und nun, womit kann ich dienen?“
„Ich bin der Erdgeist Lithosphäros,“ sprach der Geist etwas besänftigter, „und möchte wissen, was das Selbstbewußtsein ist, und wie man dazu gelangt.“
Der Philosoph lächelte ein wenig und sagte, indem er sich selbst eine Cigarre anzündete:
„Das Selbstbewußtsein ist die synthetische Einheit der Apperception, durch welche das Ich aus dem Zustande des lediglich subjektiven Erlebnisses heraustritt, indem es sich seinem Bewußtseinsinhalte als dem ihm gegebenen Objekte gegenübersetzt. Das selbstbewußte Bewußtsein unterscheidet sich von der bloßen Bewußtheit dadurch, daß es ein Verhältnis zu seinem Erlebnis besitzt. Somit wissen Sie, was das Selbstbewußtsein ist. Aber wie man dazu gelangen kann, wenn man es nicht besitzt, das ist eine Frage, die niemand beantworten kann, weil sie über die Grenzen der Erfahrung hinausgeht. Wir können nur analysieren, was in unserem Bewußtsein gegeben ist; wie es hineinkommt, das ist eine unzulässige Frage, und sie zu diskutieren ist unwissenschaftlich.“
Mit diesen Worten wandte sich der Philosoph wieder zu seinen Büchern.
Der Erdgeist stand sehr niedergeschlagen da und sagte:
„Lieber Herr Philosoph, nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich habe noch nicht recht verstanden, was Sie meinen. Könnten Sie mir die Sache nicht etwas populärer darstellen?“
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/198&oldid=- (Version vom 20.8.2021)