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ich Ihnen beweisen, daß die Menschen sehr glücklich sind.“

„So lange Sie nicht beweisen, daß der Mensch eine Spinne ist, und zwar eine Wasserspinne, kann mir das Alles nicht imponieren. Da ich jetzt satt bin, so will ich mich herablassen und Ihnen sagen, warum. Ich bin nämlich das einzige Wesen. Die anderen sind nur da, weil ich sie sehe, atme oder esse. Meine Beute fange ich selbst, mein Netz spinne ich selbst und meine Fäden ziehe ich ebenfalls selbst. An Ihre sogenannte Welt glaube ich nicht, und an den Menschen auch nicht, und wenn ich gesättigt in meiner Luftblase sitze, so ist der Weltzweck erfüllt. Und so ist es!“

„Aber erlauben Sie, Sie sitzen jetzt in einer Flasche und müssen es sich gefallen lassen, —“

„Und läßt sich Ihr Mensch nichts gefallen?“

„Das wohl, aber er leugnet auch nicht die Außenwelt —“

„Das mag bei ihm richtig sein, aber außer mir giebt es nichts, und das würden Sie einsehen, wenn Sie den richtigen Begriff der Existenz hätten. Denn der Mensch, der mich in sein Glas steckt, beweist nichts. Nicht er hat mich, sondern ich habe mich selbst in seiner Tasche. Und wenn ich hier verhungern sollte, so würde das wieder nur mich allein angehen. Von dem Menschen werde ich erst etwas merken, wenn er sich bemühen wird, an mir, als dem einzigen Wesen, teilzunehmen. Ich werde ihn teilnehmen lassen, wie ich Sie teilnehmen lasse. Ich bin die Welt, aber ich gestatte Ihnen, in mir zu sein.“

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/229&oldid=- (Version vom 20.8.2021)