Bei diesen Worten der Spinne fühlten sich Tröpfchen und Spinne durcheinandergeschüttelt, dann wurde es hell um sie. Der Mensch hatte die Flasche zwischen eine Reihe anderer auf einen Tisch in die Nähe des Fensters gesetzt. Die Spinne wurde samt ihrem Neste aus der Flasche genommen, und dabei blieb Tröpfchen im Innern des Flaschenhalses hängen und wurde wieder rundlich. Es blieb recht lange allein und sah sich nach einer Unterhaltung um.
Unter den Flaschen stand eine von besonders eleganter Gestalt mit einem schönen Zettel beklebt; darauf war ein goldener Rand und bunte Schrift. Das war gewiß etwas Vornehmes, und Tröpfchen dachte, ob es wohl auch einmal so etwas Feines werden könne, wie die Flüssigkeit in der Flasche.
Da klang es auf einmal aus der Flasche:
„Du kommst mir so bekannt vor, da drüben. Sind wir nicht schon einmal zusammen in einer grünen Flasche gewesen und dann wieder in den Fluß gegossen worden?“
„Richtig, ich erinnere mich,“ sagte Tröpfchen. „Wir waren Nachbarn, aber wie bist Du so vornehm geworden?“
„Ja, das bin ich, obgleich ich nichts weiter als Wasser bin, aber ich bin Schönheitswasser, und nachher werde ich chemisch untersucht werden. Denn ich koste fünf Mark die Flasche.“
„Und wie hast Du das fertig gebracht?“
„Ich kam in ein großes Bassin und lange Zeit
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/230&oldid=- (Version vom 20.8.2021)