- 5. keine einzige Frage (da jede unweigerlich albern) und keine einzige Antwort (da jede schlechtweg dement) jemals wieder zu effektuieren.
Konsekutiv hätte ich beinahe geheiratet. Im letzten Augenblick aber gelang es mir, eine Postkarte zu vergessen. Sodaß Punkt 1 nunmehr lautet:
- 1. nur Postkarten geschrieben zu haben nicht einmal mehr behaupten.
Dies das Geheimnis meiner so oft schon bestaunten Sicherheit im Umgang mit Kellnern, Witwen und Kommerzienräten.
27º Haben Sie schon einmal eine Wasserleiche gesehen? Noch nicht? Dann hüten Sie sich, schüchtern zu sein. Ihr Vis-à-Wüterich, der sich bekanntlich ebenfalls nicht auskennt, hielte sich augenblicks für durchaus maßgebend, … wenn Sie noch keine Wasserleiche gesehen haben. Tja, Schüchternheit ist (wie jeder aufrichtige Zustand) leider unschulterbar, unverkeschbar. Der Kerl, der sich bei ihrem fortgesetzten Anblick schließlich bereits so heftig mit seinen Fingernägeln beschäftigt, daß man ihm die Maniküre ernstlich nicht mehr zu glauben beginnt, hält diesen Gipfel von (och!) – Selbstgenuß nicht mehr aus und bekommt plötzlich einen Anfall: … aus der friedlichsten Kaffeehaus- oder Stubenaura faxt eine aberwitzige Frechheit, eine dolle Geste, ein fescher Tonfall. Wenn nun Sie nicht mit einem ähnlich gearbeiteten Anfall nachzufaxen den Schnellblick aufbrachten, dreht sich die ganze Chose: nun halten Sie sich für durchaus maßgebend, weil Sie noch keine Wasserleiche gesehen haben … Bei einiger Gestuftheit der beiden Hirnparteien ist ein langes, sehr idiotisches Jeuchen zu prognostizieren … Je nun: lernen Sie das hohe Idiom beherrschen! …
28º Die letzte Enttäuschung? Wenn die Illusion, illusionsfrei zu sein, als solche sich herausstellt. (Schwülstes Eitelkeitsmanöver: sich dümmer und schlechter stellen, als
Walter Serner: Letzte Lockerung. Paul Steegemann Verlag, Hannover 1920, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serner_-_Letzte_Lockerung,_1920.djvu/21&oldid=- (Version vom 9.9.2019)