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Männer und zwölfjährige Jungens und Mädchen mußtzten das Vieh treiben und das Gepäck der Soldaten tragen, letztere gingen mit aufgepflanztem Bajonett nebenher. Diesen Anblick haben wir oft gehabt und auch von uns versuchten sie zwei Männer mitzunehmen, dieselben waren aber lahm und alt und konnten nicht so schnell mit, deshalb ließen sie dieselben frei. -

Am 29. August ratterte es von ½5 Uhr früh auf der Chaussee, Kanonen und Munitionswagen zu Hunderten; bis Friedland zu soll alles so voll Russen sein. Am Tage vorher wurde tüchtig geschossen, am 29. nur wenig. Auch wurde ein Flieger beschossen von auf der Chaussee ziehenden Russen. - Schreckliche Tage kamen, immer Russen und wieder Russen, drei Tage hielt eine Munitionskolonne mit 500 Pferden und den dazu gehörenden Wagen am Dorf, vier Offiziere, darunter ein Hauptmann, kamen zum Frühstück, baten um Tee, Eier, Butterbrot; besonders erfreut waren sie über Zigaretten, die sie schon lange entbehrt hatten. Zum Dank ließen sie zwei Pferde von ihren Leuten stehlen und versorgten die 500 Pferde für mehrere Tage mit Heu und Klee. Ich bat den Hauptmann, seinen Leuten zu sagen, sie sollten nicht alles fortnehmen; da sagte er nur, es wäre Krieg und der General hätte gesagt, sie sollten alles kaufen ohne Geld. Der dritte Tag ihres Hierseins war ein

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)