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Regentag, da erscheinen zwei Offiziere (darunter der Hauptmann) und etwa 50 Mann auf dem Hof, heizen die Lokomobile an und fangen an unsern Hafer auszudreschen. Sie meinten, Hafer wäre keiner vorhanden auf dem Speicher (die früheren Truppen hatten denselben schon gestohlen), sie brauchten welchen und müßten nun selbst dreschen. Ich wollte wenigstens unsern Maschinisten geben, „das wäre nicht nötig“, sagten sie, „ein Monteur, aus Wilna stammend, der in Heiligenbeil in der Ostdeutschen Maschinenfabrik ausgebildet wäre (der Direktor davon ist mein Bruder), wäre da und verstände mit der Maschine umzugehen“. Bis abends um sechs hätten sie die Absicht zu dreschen. Ich rechnete nun schon, wieviel hundert Zentner sie bis dahin dreschen könnten und ergab mich in mein Schicksal. Endlich bekamen sie die Maschine in Gang, droschen etwa eine Stunde und da war plötzlich der Hof leer. Sie hatten Befehl bekommen gleich abzurücken. Der Hauptmann, von den Kindern Schabberhannes getauft, sie hatten für jeden bald einen passenden Namen herausgefunden, erzählte mir die unglaublichsten Sachen. Amerika und Italien hätten uns nun auch den Krieg erklärt, Italien hätte schon Triest besetzt. Die Russen selbst wollten in zwei Tagen in Königsberg und in fünf Tagen in Berlin einrücken; Deutschland würde dann aufgeteilt, Königsberg wäre den Polen als Hauptstadt

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)