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erleben. Er hoffte sogar, mir einen Posten vor die Tür beschaffen zu können; er aß mit uns Mittag und seine Leute, etwa 20 Mann, bekamen Butterbrot und Milch, dann ritten sie fort nach Barten zu. Einige Stunden hatten wir Zeit, den schrecklichen Wust von Sachen aufzuräumen. Da kommen vier Kerls angeritten, darunter zwei Kosaken, uns schon bekannte Gesichter. Ich ging ihnen mit meinem Zettel entgegen, da sagt der eine Kosak ganz frech, „was ich immer mit meinem General protze, er wäre selbst Admiral“ und klopft sich auf seine breiten roten Streifen. Der eine reitet den schönen Kürassiersattel von dem gefallenen Pferd des 5. Kürassiers, den er uns voll Stolz zeigte. Sie steigen alle ab, schieben uns beiseite (ich hatte meistens ein polnisch sprechendes Mädchen bei mir) und gehen mit der größten Frechheit überall herum, verlangen Uhren und Goldsachen, fassen meinem alten Schwiegervater vorn an das Jackett, um die Uhr fortzunehmen, da sagt die Schwester: „Ban (soviel wie Herr) taub“. Da ließen sie von ihm ab. Inzwischen gaben die Töchter ihre noch vorhandenen Uhren der alten Frau Pfarrer, die sie in ihren Strumpf verschwinden ließ, natürlich im Nebenzimmer. Ich hatte noch eine Uhr mit unechter Kette, die wenige Tage vorher einem verdächtigen Unterschweizer abgenommen war, im Schreibtisch liegen, die die

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)