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und die er nach der Mobilmachung gehalten, hatte ich am Sonntag vorher mit dem Hauspersonal gelesen. Diesmal hatte ich fast das ganze Dorf um mich versammelt, einige Jungen mußten Posten stehen, um zu sehen, ob Russen kämen. Nach Gebet und Vaterunser sangen wir noch ein Lied, mehrere Tage später noch bedankten sich manche Leute für die schöne Andacht.

Mittags kam unser Retter vom Tage vorher, fragte wie es uns ergangen wäre, war entsetzt, daß wir am Nachmittag nochmals von Kosaken ausgeplündert worden waren und schrieb nun gleich selbst noch einen Zettel mit deutlicher großer Schrift, den Zettel des Generals bekräftigend. Er gab mir seine Visitenkarte mit seiner Adresse und bat, ich möchte ihm später einmal schreiben, wie es uns weiter ergangen wäre; er hieß Baron v. Budberg. Eigentlich wollte er sich bei uns zur Nacht einquartieren, doch sagte er mir am Montag, er hätte seine Pferde absatteln müssen, dieselben hätten drei Tage und Nächte mit fast 200 Pfund Gepäck zugebracht (so schwer ist das Gepäck der russischen Kavallerie) und hier hätte er es nicht wagen können. Also mußten unsere Deutschen wohl immer näher rücken, welch herrlicher Gedanke!

Am Montag früh erschienen wieder vier von den Plünderern vom Sonnabend, verlangten Wuttki oder Kognak, beides hatten wir nicht mehr (Mamsell

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)