wach geworden und, da von dem einen Bette her ein böser Geruch kam, so drehte sie sich auf die andere Seite, wo von dem Schäfer seinem Zuckerzeug ein besserer Geruch herkam. Endlich waren alle drei wieder eingeschlafen. Als der König von außen aufschloß und mit seinen Zeugen vor der Tür stand, ließ sich an der Sache nichts mehr ändern und der Schäfer bekam die Königstochter zur Frau. Er wurde ein angesehener Mann; aber das Kurieren hat er nicht aufgegeben und vielen Leuten, Reich und Arm, hat er geholfen. Seiner Frau hat er später gestanden, daß er dem Prinzen eine Laxier heimlich unter das Abendessen getan habe. Seine Frau soll aber nicht mehr böse darüber gewesen sein, da beide sehr glücklich miteinander lebten und sehr alt wurden. Der Prinz hat sich wenig gegrämt, da er eine reichere Frau bekam. Aber am königlichen Hofe, wo ihm das Malär passiert ist, hat er sich nie wieder sehen lassen.
Herkunft wie bei Ziff. 9.
Es war einmal ein armer Vater, der hatte ein Häufle Kinder und dazu seine liebe Not, doch waren alle, Alt und Jung, stets lustig und fidel, wenn es ihnen auch manchesmal schlecht ging.
Eines Tages sagte der Vater zu seinem ältesten Sohne: „Hans, du bist jetzt alt genug, gesund und kräftig biste auch und einen hellen Kopf haste auch, also kann dirs nicht gefähl. Du mußt jetzt neus in die Welt, da kannste dein Glück gemach.“ Hans besann sich nicht lange, packte sein Bündel, welches federleicht war, zusammen und ging fort in die Welt. Er sah selbst ein, daß er seinem Vater nicht länger mehr am Tischkasten hocken durfte. Dem Hans ging es nicht schlecht. Da er fleißig und tüchtig war, bekam er leicht überall einen Dienst. Aber nirgends hielt er es lange aus; hatte er etwas Geld beisammen, so war er allemal eines schönen Tages verschwunden, er wollte weit umeinanderkommen und die Welt sehen.
Einst war Hans wieder von einem Dienstherrn ausgeschlitzt und wanderte der Hauptstadt zu. Er wollte auch das Leben in einer großen Stadt kennen lernen; er hatte schon viel davon gehört und war in seinem Leben („zelattig“) noch nie in eine große Stadt gekommen. Als nun Hans zur Stadt hineinging und ein lustiges Stücklein pfiff, schaute ein Mann zum Fenster heraus. Diesem gefiel der Hans und er rief vom Fenster aus dem Hans zu, er möge zu ihm ins Haus kommen. Hans ließ sich dies nicht zweimal sagen und ging in das Haus und fragte, was man von ihm wolle. „Du bist ein lustiger Patron“, sagte der Mann, „sag, wo kommst du her, wo willst du hin und was hast du vor?“ Hans erzählte, wie es ihm seither ergangen, jetzt wolle er sich um einen Dienst in der Stadt umsehen. „Du bist mein Mann und der richtige Kerl, den ich brauche. Paß auf, was ich dir sage: „Ich habe einen Sohn, einen
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)