ganz blöden Kerl, der kein bißchen Leben hat, den richt mir her und mach einen lustigen Kerl daraus; geh fort mit ihm hinaus in die Welt, Geld brauchst du nicht zu sparen.“ Hans hüpfte vor Freude wie ein Distelfink; so etwas hätte er sich nie träumen lassen.
Hans ging gleich ans Werk, kaufte sich neue Kleider und alles, was er noch zum Reisen nötig hatte, füllte seinen Ledergurt mit lauter Dukaten und hoppediheh dahin gings in die Welt hinaus. Nach einem halben Jahre kam Hans und sein Begleiter wieder in die Stadt zurück, sein Geld war all. Hans hatte als braver Junge natürlich auch an seine Eltern gedacht und denselben von dem Gelde zukommen lassen.
Nachdem Hans sich wieder eine Zeit lang in der Stadt aufgehalten hatte, füllte der Alte wieder den beiden ihre Geldgurte und wieder ging es in die Welt hinaus.
So ging das Ding einige Jahre fort. Hans war jetzt ein ganz ausgewichster Kerl geworden; denn er hatte viel gesehen und viel gelernt; auch sein Begleiter, der Sohn seines Herrn, war jetzt ein aufgeräumter und tüchtiger Bursche, woran der Alte seine Hexenfreude hatte.
Als die beiden wieder einmal heim kamen, fanden sie, daß der Alte recht schlecht (krank) war. Eines Tages ließ er Hans an sein Bett kommen und sprach zu ihm: „Hans ich habe dich gern, so gern wie meinen eigenen Sohn, und weil du ein heller Kopf bist, so will ich dir ein Geheimnis sagen. In der hintern Kammer sind zwei Stubendielen; wenn du drauf klopfst, so gibt es einen hohlen Ton. Diese Dielen hebe in die Höhe und du siehst eine Treppe, diese gehst du nunter und in dem Gang, wo du dann kommst, gehst du fort so lange, bis du wieder an eine Treppe kommst. Diese gehst du nauf und dort findest du einen kleinen, runden Knopf. Du mußt natürlich ein Licht haben, sonst findest du ihn nicht. Auf diesen Knopf drückst drauf und dann gehts ein paarmal mit dir rund herum und du stehst in König seiner Schatzkammer. Da hastn Schlüssel, der schließt das Wandschränklein in der hinteren Kammer, in dem sind die Schlüssel zu den Geldkästen. Geh’ aber nicht so oft hintereinander hin und hole Geld, sonst spannt mans. Meim Lurz (Lorenz) habe ich die Geschichte nicht anvertrauen mögen, weil ich denke, daß er zu ungeschickt ist und derwischt wird.“
Der Alte wurde immer schlechter (kränker) und starb bald. Er war noch nicht lange in der Erde, als die beiden wieder Geld brauchten. Hans tat, was ihm der Alte gesagt hatte, und fand alles so, wie es ihm der Alte gesagt hatte. Nun ging es ihm in seinem Leben nicht mehr schlecht, dachte er; aber die Sache kriegte bald einen Haken. Hans hatte die Mahnung des Alten nicht befolgt und war zu gehändig hingegangen. Das hatte der Schatzmeister gemerkt und dem König erzählt, daß immer Geld wegkäme; er wüßte nicht, wie das Ding zugehe, die Schatzkammer würde doch alle Abend gut von ihm zugeschlossen.
Der König ließ alle gescheiten Leute an seinem Hof zu sich kommen und erzählte ihnen die Geschichte. Nun wurde ein langer Schwaz gehalten
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)