Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/102

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Fassung ausgebildet wurden oder waren, läßt sich bei den Schalen auf hohem Fuß schon erkennen, daß ihre Form mit schmaler Basis schon unter Einrechnung eines für sie bestimmten Schaftes gewählt wurde, sei es, daß die Schale dazu einen Zapfen, oder daß sie eine Vertiefung erhielt. Die fest verkittete Verbindungsstelle wurde dann in der Regel noch durch eine Silber- oder Goldverkleidung verdeckt.

Da wo die Schalen in regelmäßiger Form gebildet sind, also meist oval oder rund, oder wo sie mit einem Deckel verschlossen sind, dessen Mitte dann auch meistens betont wurde, ist die ihnen durch die Fassung gegebene Verzierung meist nicht nach einer bestimmten Richtung und für eine bestimmte Ansicht entwickelt. Wo aber die Schalenbildung von einer regelmäßigen Form abweicht, meist durch die Gestalt des Steinstücks dazu veranlaßt, dann wirkt eine solche Form oft beflügelnd auf die Phantasie und statt der zentral bestimmten Verzierung wird eine bestimmte Stelle des Randes künstlerisch ausgestaltet. Die Schale erhält hierdurch eine bestimmte Richtung und Hauptansicht.

Die regelmäßigste Form hat das kleine runde Schälchen aus hellgrünem Jaspis auf Tafel 27 unten Mitte, dessen gewundener Schaft von einem flach gewölbten Fuß aus vergoldetem Silber getragen wird und dessen Schale mit einem gleichen Deckel versehen ist. Fuß und Deckel werden aus gekörnten, zu Spiralen und Rosetten gelegten Drähten gebildet, aus sog. Filigran und wohl italienischen Ursprungs. Auf der Mitte des Deckels sitzt ein ebenso gebildeter Blätterkelch, aus dem eine spiralisch gewundene Spitze aufragt. Das Stück hat in der Windung des Schafts und der Spitze noch gotische Formelemente. Die Deckelschale aus rotem gesprenkelten Jaspis auf Tafel 28 unten Mitte ist dagegen ein sicheres Erzeugnis des 16. Jahrhunderts. Anstatt des Schaftes dient eine eiförmige Vase, auf deren schmalerem Hals ein in Gold emaillierter Blütenkelch das Gefäß trägt; diese etwas lose Verbindung wird durch bügelartig angesetzte Delphine für das Auge verstärkt. Entsprechend dieser Umkleidung ist auch der auf dem flach gewölbten Deckel sitzende Knopf durch einen Rankensockel mit ihm verbunden. Alle Teile, auch der Sockel, bestehen aus derselben Steinart, zu dem die emaillierten Goldränder und Verbindungsstücke in Harmonie gebracht sind. Eine besondere Zierde der Schale bildet die auf dem Knopf des Deckels stehende schlanke Athena in Harnisch und Helm, die einen Lorbeerkranz hochhält, in farbigem Goldemail.

Die links daneben auf Tafel 28 abgebildete Deckelschale aus hellbraunem,