Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/23

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Übrigen sehr geschickt dem Rund angepaßten Komposition keine sichere Zuschreibung. Dasselbe gilt von dem Schwaben Bernhard Strauß, von dem ein bezeichneter Pokal in Wien, ein Kruzifix in der Theatinerkirche zu München erhalten ist, von dem vielgereisten Ehregott Bernhard Bendel, von Christoph Harrich, dem Lehrer des berühmten Glasschneiders Georg Schwankardt, von Justus Gleßker, Balthasar Stockamer, der die deutsche Kunst am Hofe des Großherzogs Cosimo II. in Florenz zu Ansehen brachte, von David Heschler, der in Ulm Meister wurde, und von Hans Ulrich Hurter aus Zürich, einem Mitschüler des Dresdners Melchior Barthel bei Heschler in Ulm.

Wo in den Darstellungen mythologischer Szenen in dieser Zeit zwischen Satirn, Bacchantinnen, Göttern und Göttinnen jene weinfrohen, zu allerhand Scherz und Schabernack aufgelegten Kinder erscheinen, die als Putten das Treiben der Erwachsenen mit primitiver Drolerie in spielerische Harmlosigkeit übersetzen, ist man gewohnt, das Vorbild bei dem italienisierten Flamen François Duquesnoy zu suchen. In der Tat rühmt Sandrart von diesem Fiamingo „die große Wissenschaft der nakenden Leiber, besonderlich an Kindern und Knaben, die er ganz anmutig und artig, als ob natürliches Fleisch wäre, gemacht, sehen lassen, dann er dem Fleisch, gleichsam ein bewegliches Leben gegeben und den Kindern pratschete feißte und dickbackete Milchmäuler mit Grüblen auf den Knien, Elenbogen und Fingern gestaltet, der Natur so ähnlich, daß niemals auch keiner von den Antichen diese Natürlichkeit erreichet. Daher dann jederman dergleichen posierte Kinder verlangt hätte, die er vielfältig gar hurtig und geschwind gemacht.“ Diese Charakteristik paßt genau auf die Marmorfigur eines bogenschnitzenden Amor in Lebensgröße (Berlin, Kaiser Friedrich-Museum), dessen abenteuerliche Geschichte in Sandrarts wortreicher Würdigung des kunstreichen Meisters einen breiten Raum einnimmt. Nicht zuletzt aus dem Grunde, weil der Historiograph sich selbst als den Kenner nennt, der das von den Italienern verschmähte Werk dem bekannten Amsterdamer Kunstsammler Lukas van Ufflen empfohlen habe. Aus dessen 1639 aufgelöster Sammlung kam das liebenswürdige Werk als Geschenk des Magistrats in den Besitz der Prinzessin von Oranien nach dem Haag und von dort 1689, wohl aus dem Nachlaß der Kurfürstin Henriette, der 1667 verstorbenen Gemahlin des Großen Kurfürsten, in die Brandenburgische Kunstkammer. In der Dresdner Wiederholung des Bildwerks (Tafel 11 c) glaubt Scherer eine eigenhändige Arbeit des Meisters zu erkennen, ebenso wie er die Statuette der „Geduld“ in Braunschweig für eine eigenhändige Arbeit des vielgepriesenen Schöpfers der auch von Sandrart erwähnten