Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/40

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Jahr nach dem Tode des Königs vollendet war, hat dieser Entwurf aber ebensowenig zu tun wie mit der Statuette des Grünen Gewölbes. Der Aufbau des Werkes, das der Architekt und Einkäufer Augusts Raymond le Plat in Paris herstellen ließ und das, 1716 eingeliefert, erst nach jahrzehntelanger Irrfahrt in das Grüne Gewölbe gelangte, entspricht bis in Einzelheiten dem Bronzemonument des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern im Nationalmuseum zu München. Hier wie dort erheben sich auf einem Sockel vier Doppelschnecken, bekrönt von Bronzehelmen, hängen lambrequinartige Bronzetafeln, mit Darstellungen bez. Inschriften, an den Längsseiten über das Gesims herab. In München baut sich dann ein neues, wiederum mit Reliefs geziertes, architektonisch vereinfachtes Postament auf der Platte auf, das die Gruppe des Kurfürsten auf galoppierendem Roß trägt, wie er von der fliegenden Viktoria begleitet, über die gefallenen Feinde einhersprengt. Dieses Denkmal trägt auch den Namen des Künstlers: Guillaume de Grof 1714, den wir in der Kunstgeschichte vergeblich suchen. Die Verwandtschaft mit dem Dresdner Denkmal war noch deutlicher, als die Erdkugel, die das Inventar von 1819 als Dekoration der Spiegelplatte zwischen den Pfeilern erwähnt, noch erhalten war.

Die Beschreibung, die der Baumeister Longuelune von dem Tonmodell macht, das für ein gewaltiges Reiterdenkmal des ruhmgekrönten Fürsten bestimmt war, geht in ihrem vielgestaltigen Apparat von Medaillons, Palmen- und Lorbeerzweigen, von Attributen, Harnischen, Degen, Schilden bei den Sklaven, Cartouchen mit Kronen, Guirlanden, Palmen und anderen Symbolen des Sieges noch weit über den Reichtum dekorativer und figürlicher Elemente hinaus, der sich in dem kleinen Denkmal zu einer, nach allen Seiten wohl abgewogenen künstlerischen Gesamtkomposition vereint. Bei den Reiterstandbildern des 18. Jahrhunderts ist die stolze Kurve des im Galoppsprung aufbäumenden Rosses, dem Formempfinden des Barock so vertraut, durch die Kunst der Gießer auf sich selbst beschränkt. Der triumphierende Held sprengt majestätisch als einzelne Erscheinung über die ideale Ebene der Bewunderung. Als der Kammer-Beinstecher Matthias Steinle zu Wien die Habsburger Kaiser Leopold I. und seine Söhne Josef I. und Karl VI. im Jahre 1693 als Reiterfiguren in Elfenbein zu schnitzen unternahm, bemühte er sich, das Motiv des kurbettierenden Pferdes nicht nur konstruktiv, sondern auch historisch zu stützen. So liegt unter dem Roß des Kaisers ein türkischer Krieger, unter dem des ältesten Erzherzogs eine schlangenumwundene Gestalt, der Dämon der Zwietracht. Nur