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zu beweisen, wie wenig man sich an ihre Befehle hielt aus Haß heraus: Weiber und Mädchen der Kanaken stolzierten auf dem erleuchteten Deck umher und sangen im Falsett, wie es üblich einst, die brünstigen Lieder, die sogar den ältesten Jan Maat erröten lassen und die diesen Wilden nie obszön erscheinen, weil eben der Begriff des Unreinen ihnen fehlte, damals, der Begriff tauchte erst mit der Zivilisation auf und machte aus arglosen Naturkindern elende Heuchler.

Was sagt doch Stevenson, der jahrelang die Inseln besuchte, über diese Weiber und deren „Ridi“, deren dünnen, durchsichtigen Schurz?! Er war Engländer, und er schrieb mit bemerkenswerter Ehrlichkeit: „Wenn eine zierliche Kanakin am vorteilhaftesten aussehen soll, muß sie das Ridi tragen. Mit ihm allein und sonst nur nackt, bewegt sie sich in der unvergleichlichen Ungezwungenheit, Grazie und Lebendigkeit, die die Dichtung rühmt. Steckt man sie in ein langes Gewand, so flieht der Charme, und sie rudert einher wie eine Engländerin.“

Und was erklärt derselbe unverdächtige Gewährsmann über den einen der wenigen eingeborenen Könige, die damals noch ihre Freiheit sich bewahrt hatten? Dieser König, ein wahrhaft königlicher Großkaufmann und ein schlauer Politiker, betonte bei jeder Gelegenheit, er sei ein Wilder geblieben, und darin liege seine Stärke …! –

Hätten die drei deutschen Familien nun je den Kanaken Anlaß zu Klagen geboten, wären auch sie

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/240&oldid=- (Version vom 1.8.2018)