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Augen. Die Frau noch blutjung und ganz in Schwarz – Trauerkleidung, die keine ist, weil sie etwas zu raffiniert erscheint inmitten dieser herben, ehrlichen deutschen Natur und angesichts der reinen See mit ihren sonndurchfluteten Weiten.

Der Mann hat lange geschwiegen und nachgedacht und zögert noch immer.

Er ist einer der wenigen, die nicht den Rausch wünschen und nicht die Ernüchterung nach dem Rausch. Er verlangt mehr von der Liebe und Ehe, und er zaudert noch immer. Er sucht Wärme, jene beseligende Wärme, die ein ganzes gemeinsames Leben über vorhalten soll, und er denkt an ein deutsches Gedicht, das er nie vergißt, weil so viel Weisheit darin: „Die Leidenschaft flieht, die Liebe muß bleiben!!“

Muß bleiben! Und wenn dem nicht so wäre, dann wäre er arm – ohne die beglückende Wärme, – so, wie er sich die Wärme einer Daseinsgemeinschaft vorstellt.

Die Frau in Schwarz an seiner Seite hat die zarten Hände um die hochgezogenen Knie geschlungen und wartet.

Der da neben ihr ist ihr Kindheitsgespiele, und sie nennen einander du seit den Schuljahren – immer noch, wie das so üblich im Fischerdorf, selbst wenn es Seebad geworden. Sie ist so jung und so zierlich und so mädchenhaft, als könnten die Witwenringe an der Hand nur Unrichtiges besagen. Witwe?! Es erscheint so wenig wahrscheinlich und ist doch so. Rose Garts Mann war

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)