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Trott der Gedankenwelt der Durchschnittsnaturen mitmacht. Tim war ein Spintisierer. Einer, der mehr Wärme braucht als andere. War kein weiberscheuer Weltfremdling, – nein. Hatte seine Erlebnisse hinter sich, war verliebt gewesen bis zur Tollheit in die Frau eines andern, der lieber am Stammtisch saß als daheim. Was für Tim, den kaum flüggen Tim, ein grausamer Traum gewesen, denn nach den heimlichen, gluterfüllten Liebesstunden kam sehr bald immer wieder und immer stärker das Erwachen: Du bist nicht der einzige, dem sie gehört! Und dann rannte er toll vor Eifersucht in die Nacht hinaus und schwor es den rauschenden Wellen, daß er die Frau meiden würde, damit diese Qual ein Ende habe: Nicht der einzige!! Aber sie fing ihn immer wieder und wieder … So zermürbte sie ihn. Er raffte sich auf und brach mit der Frau, – behielt nur die heißen Erinnerungen und eine Lehre für ewig: Nie wieder etwas Halbes – nie wieder!!

Und deshalb zögerte er. Aber er fühlte neben sich die Jugend und in sich das große Sehnen. Es war auch so verführerisch, zu wissen, daß er nur die Hand auszustrecken brauchte und daß Rose willenlos in seinen Armen liegen würde und daß er den Rest seines Urlaubs nach der schweren Kesselexplosion dazu benutzen könnte, Rose ganz eng zu fesseln – als sein Weib, bevor er wieder hinausfuhr über die Ozeane.

Seemannsehen bleiben ewig jung oder zerbrechen schnell, – sagt man im allgemeinen. Seine Ehe sollte ewig jung bleiben, so war es sein

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/265&oldid=- (Version vom 1.8.2018)