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waren, ganz abgesehen davon, daß viele Mutterschweine die Neigung zeigten, ihre Nachkommenschaft zu verspeisen, was übrigens auch in Europa nicht nur bei einzelnen, sondern sogar bei vielen Tierarten vorkommt.

Pei Feng, der doch bereits auf allen Meeren als Schiffsjunge und Kajütboy sich umhergetrieben hatte, dem also alles bekannt war, was irgendwie außergewöhnlich sein konnte, schrie jetzt vor Schreck und Grauen laut auf und deutete voller Abscheu dorthin, wo soeben mehrere der mittelgroßen Borstentiere einen jungen Hai von etwa ein Meter Länge im flachen Wasser erwischt und weiter an Land gezerrt und zu verspeisen begonnen hatten – bei lebendigem Leibe. Die wilden und sicherlich hier auf der Tabu-Insel völlig verwilderten Schweine rissen dem Fisch, der verzweifelt mit der Schwanzflosse um sich schlug, das Fleisch aus dem Rücken und schleppten ihn dabei immer weiter auf den weißen Strand. Wie tolle Bestien, die sich vor Grausamkeit nicht genug tun können, fielen sie nun futterneidisch auch übereinander her, und es entspann sich ein allgemeiner Kampf, in dessen Verlauf mehrere jüngere Tiere zuerst unterlagen und von der stetig mehr anwachsenden Menge der schwarzen Fleischfresser gleichfalls verschlungen wurden.

Pei Feng hatte sich vor Furcht wieder dicht an Brack geschmiegt und dessen Arm umklammert. Das entsetzliche Schauspiel dieser blutgierigen gegenseitigen Schlächterei verwischte mit einem Schlage alle Zartheit und Schönheit des bezaubernden

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)