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Hiernach wurde dem Kreise durch Mehrauswanderung entzogen je ein Mensch auf 33 Katholiken, auf 90 Evangelische und auf 108 Juden. In der großen Verschiedenheit des Verhältnisses bei den Katholiken und bei den Evangelischen spricht sich nun wiederum vornehmlich der Gegensatz des nördlichen, lediglich ackerbautreibenden Kreistheiles zu dem südlichen mehr von der Industrie erfaßten aus. Wenn man nämlich den Canton Moers mit Friemersheim den beiden anderen Cantonen gegenüberstellt, so findet man durch eine ähnliche Berechnung, daß jener in den Jahren 1859 bis 1861 322, oder auf 85 Personen eine, diese dagegen 926 oder auf 34 Personen eine durch den Überschuß der Auswanderung über die Einwanderung verloren haben. Man muß nun aber aus jenen Zahlen nicht etwa schließen wollen, daß die Auswanderung bei den Katholiken resp. in dem nördlichen Kreistheile ungefähr 21/2 bis 3 mal so groß sei, als bei den Evangelischen, resp. in dem südlichen Kreistheile: auch die Einwandrung übt auf jenes Verhältniß einen wesentlichen Einfluß aus. So sind z. B. in der Bürgermeisterei Homberg, deren bedeutende Zunahme schon oben besprochen worden ist, in den drei letzten Jahren 159 Evangelische mehr ein- als ausgewandert. Obwohl nun Homberg die einzige Bürgermeisterei zu sein scheint, in welcher die Auswanderung constant von der Einwanderung überwogen wird, so dürfte doch auch in den übrigen Bürgermeistereien des südlichen Kreistheiles die Einwanderung eine bedeutendere Rolle spielen, als im nördlichen Kreistheile. Jedenfalls ist das Verhältniß der Auswandernden zur Gesammtheit bei den Katholiken und Evangelischen, resp. in den beiden Kreistheilen bei Weitem nicht so verschieden, als das oben angegebene, welches lediglich den Verlust durch das Überwiegen der Auswanderung über die Einwanderung bezeichnet.

Wenn es nach dem Mitgetheilten nicht schwer ist, den Verlust des Kreises durch Mehrauswandernug sowohl im Allgemeinen, als nach dem Geschlecht und den Confessionen mit annähernder Genauigkeit zu berechnen, so ist es doch nicht möglich, mit Zuverlässigkeit die beiden Zahlen anzugeben, deren Differenz jener Verlust ist, nämlich die Zahl der Ausgewanderten und die Zahl der Eingewanderten. Zwar werden alljährlich von den Bürgermeistern Übersichten angefertigt, in welchen enthalten sind die Zahlen

1. der in die betreffende Bürgermeisterei Eingewanderten,
2. der aus derselben Ausgewanderten,
3. der Geborenen,
4. der Gestorbenen.

Indem nun die Differenz der Angaben ad 1 und 2 mit der Differenz derjenigen ad 3 und 4 verglichen wird, ergiebt sich der Betrag der Bevölkerungs-Zu- oder Abnahme. Allein diese Listen können keine volle Zuverlässigkeit in Anspruch nehmen. Schon der Umstand, daß die durch Rechnung ermittelten Resultate der Bevölkerungs-Zu- oder Abnahme mit denjenigen, welche durch die Naturalzählung sich ergeben, immer auf das Genaueste übereinstimmen, muß Zweifel an der Richtigkeit derjenigen Angaben erwecken, deren genaue Beschaffung an sich schwierig, und vielleicht, wie das Beispiel Belgiens bewiesen haben dürfte, unmöglich ist. Es wäre ja ein wahres Wunder, wenn in einem großen Kreise kein einziger Zu- und Abgang der polizeilichen Controlle entginge! Gleichwohl theile ich nachstehend die auf die Ein- und Auswanderung bezüglichen Hauptergebnisse der erwähnten, auf dem Landrathsamte zusammengestellten Listen mit.

Jahrgang Eingewandert Ausgewandert Mehr aus-
gewandert
als ein-
gewandert.
Knaben
und
Jungesellen
Männer
und
Wittwer
Mädchen
und
Jungfrauen
Frauen
und
Wittwen
Summa Knaben
und
Jungesellen
Männer
und
Wittwer
Mädchen
und
Jungfrauen
Frauen
und
Wittwen
Summa
1859 1102 183 1110 196 2591 1452 166 1346 173 3137 546
1860 1268 181 1211 172 2830 1453 184 1321 170 3128 298
1861 1370 213 1301 197 3081 1551 262 1413 265 3491 410
Sa. 3738 577 3622 565 8502 4456 612 4080 608 9756 1254

Da die vorstehende Tabelle aus den Übersichten der einzelnen Bürgermeistereien entstanden ist, so befinden sich unter den Ein- und Auswanderungen selbstredend sehr viele, bei welchen lediglich ein Wechsel